Erich Wolfgang Korngold (1897-1957)
Orchesterwerke Vol.1-4
Julius Berger, Nordwestdeutsche Philharmonie, Werner Andreas Albert
Wohl nirgends ist Korngold dieses Ziel so überzeugend gelungen wie in seinem Cellokonzert in C op. 37. Es entstand 1946 als Bestandteil der Musik zu >Deception<, einer dramatischen Dreiecksgeschichte zwischen einem Cellisten, einem Komponisten und dessen Schülerin, einer Paraderolle für Bette Davis. lm Film, in dem die Uraufführung eben dieses Cellokonzertes eine dramaturgisch wichtige Rolle spiet – immerhin hatte die Hauptdarstellerin eine Viertelstunde vorher den Komponisten erschossen – konnte aus Zeitgründen nur eine stark verkürzte Fassung Verwendung finden, und so veröffentlichte Korngold das nur 15minütige Werk gesondert. Es ist in seiner Gedrängtheit von geradezu atemberaubender Energie, formal ein Meisterwerk an logischer Geschlossenheit, und angesichts des virtuosen und dankbaren Soloparts gehörte es in das sowieso schon schmale Repertoire eines jeden Cellisten.
Ein äußerst farbiges Changieren zwischen C-Dur und c-moll charakterisiert das kraftvolle 1. Thema, das gleich zu Beginn noch drei akkordisch geprägten Einleitungstakten vom Solocello intoniert wird. In rhythmisch prägnanterer Form übernimmt dann das ganze Orchester, bevor sich, wieder im Cello, in großen melodischen Bögen das 2.Thema >molto cantabile< direkt anschließt. Nach der Durchführung des ersten Themas leitet eine kurze Solokadenz zum langsamen Mittelteil >grave< über, dessen ausdrucksvolle Melodie starke Verwandtschaft mit dem 2. Thema zeigt.
Allegro moderato< beginnt die Reprise, die Korngold sehr frei handhabt, indem er sie als erweiterte Durchführung des 1 . Themas gestaltet und noch einer virtuosen Schlußkadenz das Werk mit dem 2. Thema >grandioso< beschließt. Der reife Korngold zeigt sich hier – entgegen allen Klischees vom nur noch talentierten Filmmusikschreiber – ganz auf der Höhe seiner schöpferischen Kraft und der Fähigkeit, auf gedrängtestem Raum formal-musikalische Logik Gestalt annehmen zu lassen.